Vegane Zahnheilkunde

Der Veganismus nimmt mit der Zahl ethisch verantwortungsvoller Menschen zu. Allzu präsent sind die verstörenden Informationen zur Massentierhaltung, der damit verbundenen Tierquälerei sowie ihre schädlichen Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit. Immer mehr unter uns schließen sich zusammen, um unseren Planeten und auch die Tiere zu schützen. Doch was ist mit der Zahnmedizin? Es gibt kaum einen medizinischen Bereich, in dem nicht zu Forschungszwecken am leidenden Tier experimentiert wird. In der Zahnmedizin ist das nicht viel anders, auch wenn sich eine Trendwende abzeichnet. 

Tiere und Zahnmedizin 

Genau wie in der Allgemeinmedizin wird auch in der Zahnmedizin nahezu jedes Arzneimittel und jedes Pflegemittel wie Zahnpasta & Co. an Tieren getestet. Diese sind hilflos und daher nicht in der Lage, die an ihnen vorgenommene Tierquälerei abzulehnen. Hinzu kommen die Verwendung von Gelatine für medizinische Kapseln, OP-Fäden, gewonnen aus Tierdarm, sowie Knochenersatzmaterialien aus tierischem Knochen. Wir als Praxis für Prophylaxe und professionelle Zahnreinigung in Berlin können alleine die Tierquälerei in der Zahnmedizin nicht verhindern, aber wir sind fest entschlossen, etwas zu einer humaneren Zahnmedizin beizutragen. Wir sind davon überzeugt, dass Menschsein die Fähigkeit einschließt, Tiere als fühlende Wesen zu betrachten und somit mitfühlend mit ihnen umzugehen. 

Unsere Möglichkeiten als vegane Zahnärzte 

Als vegane Zahnärzte mit Schwerpunkt Prophylaxe in Berlin haben wir uns vorgenommen, wann immer möglich, keinerlei Produkte zu verwenden, die tierisches Material enthalten oder an Tieren getestet wurden. Gleichzeitig versuchen wir, Patienten, die ihre ersten Schritte in Richtung Veganismus tun, auf ihrem Weg zu einer veganen, zahngesunden Ernährung zu beraten und zu begleiten. 

Gibt es die reine vegane Zahnmedizin? 
Während wir im Bereich der Prophylaxe, professionellen Zahnreinigung und Zahnpflege arbeiten können, ohne Tierquälerei und Tierleid zu fördern, ist eine rein vegane Zahnmedizin, ein Teilbereich der biologischen Zahnmedizin, heute noch nicht umsetzbar. Das Beste, was wir tun können, ist daher, unsere Zähne so gesund wie möglich zu erhalten.  

Gesunde, saubere Zähne mithilfe einer konsequenten häuslichen Mundpflege sowie regelmäßigen veganen professionellen Zahnreinigungen sind hierfür unabdingbar. Da unser Gesundsein im Mund beginnt, tun Sie damit Ihrem ganzen Körper etwas Gutes. 

Nur wenn wir gesund bleiben, haben wir genug Kraft, um die vegane Botschaft zu verbreiten und verantwortungsvolle Menschen zu unterstützen, die zu einer besseren Welt beitragen. Zu einer Welt, in der Tieren weder die Unversehrtheit noch das Recht auf Leben abgesprochen wird.  

  Zahnmedizin und vegane Ernährung 

Transfette und Omega-6-Fettsäuren 

In den sogenannten „zivilisierten Ländern“ sind ernährungsbedingte Erkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Karies und Parodontitis weit verbreitet. 

Die Parodontitis, eine entzündliche Erkrankung des Zahnhalteappares, wird unter anderem durch einen hohen Anteil gesättigter Fettsäuren (Transfettsäuren) sowie Omega-6-Fettsäuren in der Nahrung befeuert. Da ein Zuviel an gesättigten Fettsäuren auch das Risiko für einen zu hohen Cholesterinspiegel und Diabetes erhöht, wundert es nicht, dass Patienten mit diesen Erkrankungen häufig zugleich unter Zahnfleischentzündungen oder Parodontitis leiden.  

Das Gleichgewicht der Zytokine 

Am entzündlichen Geschehen bei einer Parodontitis sind auch die sogenannten Zytokine beteiligt. Hierbei handelt es sich um verschiedene Gruppen von Proteinen, die für die Kommunikation zwischen den Zellen verantwortlich sind. Sie dienen der Stärkung der Immunabwehr und können den Menschen vor Infektionen bewahren.  

Verhalten sich diese Proteine jedoch nicht planmäßig oder wird zu viel von ihnen produziert, kann es zu einer überschießenden Immunreaktion kommen. Die führt dazu, dass das Immunsystem nicht nur die Bakterien in den Zahnbelägen bekämpft, sondern auch körpereigene Strukturen wie das Weichgewebe und den Knochen des Zahnhalteapparates angreift.  

Eine vegane Ernährung hält die Zytokine in Schach 

Eine rein vegane, auf Pflanzen basierende Ernährung kann die Zytokine reduzieren und so das Gleichgewicht zwischen schädlichen freien Radikalen und schützenden Antioxidantien, die unser Abwehrsystem ausmachen, wiederherstellen. 

Ist Milch gut für Zähne und Knochen? 

Während Milch vor allem für Kinder, die als Säuglinge keine Muttermilch bekommen haben, ein gesundes, wachstumsförderndes Lebensmittel darstellt, sind ihre positiven Auswirkungen auf den erwachsenen Organismus weitaus geringer. Dies ergab eine Untersuchung von Dr. Walter Willett von der Harvard University in Boston, nach der ein hoher Milchkonsum bei Erwachsenen sogar schädlich sein kann.  

Er und sein Team stellten fest, dass Länder mit dem höchsten Milchkonsum auch die höchste Inzidenz von Hüftfrakturen aufweisen. Daher ist die Aussage, dass Milch in allen Fällen gut für Zähne und Knochen ist, nicht richtig. 

Außerdem sind Zahnschmelz und Dentin entgegen der weit verbreiteten Meinung nicht so dynamisch wie Knochengewebe. Entsprechend sind für gesunde Zähne nicht so große Mengen an Kalzium aus der Nahrung notwendig wie gedacht. Dennoch wird oft noch die Meinung vertreten, dass der Mensch für gesunde Zähne zwei- bis dreimal täglich ein Glas Milch zu sich nehmen solle. Das mag vielleicht auf Länder mit unzureichendem Nahrungsangebot zutreffen, in denen Milch die Hauptkalziumquelle ist, bei uns im Westen jedoch nicht. 

Hierzulande stehen uns mit grünen Salaten und grünem Gemüse wie zum Beispiel Brokkoli und Grünkohl sowie mit Nüssen, Tofu und Bohnen wertvolle vegane Kalziumquellen zur Verfügung. Wer dann noch regelmäßig seinen Vitamin-D-Spiegel prüfen lässt und das Vitamin bei Bedarf substituiert, steht auf der sicheren Seite. Gesundes Gemüse und Obst verringern nicht nur das Parodontitisrisiko, sondern auch das Risiko für Mund- und Rachen-Krebs.  

Vegane Prophylaxe und Zahnmedizin schützen unsere Natur 

Mit Kunststoffen in unseren Gewässern und den Emissionen, die bei der Massentierhaltung entstehen, schaffen wir in Windeseile einen unbewohnbaren Planeten.  

Obwohl die Zahnheilkunde daran einen relativ unbedeutenden Anteil hat, sind  

  • die Verwendung von Clean-Up-Saugern bei Amalgamentfernungen,  
  • die Reduzierung von Abfall durch die Verwendung sterilisierbarer Instrumente anstelle von Einweginstrumenten sowie  
  • der Einsatz biologischer Stoffe, zum Beispiel im Rahmen der professionellen Zahnreinigung  

wertvolle Schritte. Einwegartikel sind praktisch, aber zu welchen Kosten für die Zukunft unseres Planeten und der kommenden Generationen? 

Die Botschaft ist klar und deutlich: Wir sind nicht allein auf diesem Planeten und deshalb verpflichtet, als Zahnärzte Verantwortung zu übernehmen. 

Unser Traum ist es, dass eines Tages immer mehr Zahnarztpraxen einen vegan-freundlichen Ansatz verfolgen werden.